Die Inzidenzzahlen steigen wieder – aber sie sind vernünftigerweise nicht mehr das alleinige Maß aller Dinge.
Wie längst von uns gefordert, müssen auch die Hospitalisierungsrate und die Belegung der Intensivbetten in den Krankenhäusern als Indikatoren herangezogen werden. Denn unterm Strich entscheiden diese Kriterien über unsere Arbeitsplätze. Die ersten Bundesländer ändern anerkennenswerterweise schon in dieser Woche ihre Politik, allen voran Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Sie entscheiden so vor dem Hintergrund der stetig – wenn auch zu langsam – steigenden Impfrate. Die Herdenimmunität bis Ende September zu erreichen ist möglich – erst recht bis Ende November.
Dann beginnen unsere Weihnachtsmärkte und – Stand heute – halten die Veranstalter fast überall an den Planungen fest.
Denn nicht nur wir, auch die Städte und Kommunen, der Einzelhandel und der Tourismus wollen und brauchen unsere Weihnachtsmärkte. Doch es wird in den Verwaltungen, Gremien und den Medien Zweifler geben, Diskussionen und der Ruf nach viel zu frühen Absagen können folgen. Wir bitten Sie, mit folgenden Argumenten die zukünftigen Diskussionen vor Ort zu befeuern:
Wir Schausteller Deutschlands wehren uns gegen frühzeitige Absagen von Weihnachtsmärkten!
Die Regierungen der Bundesländer passen ihre jeweiligen Corona-Verordnungen im vierwöchigen Rhythmus der jeweils aktuellen Situation an.
Den 3.000 Weihnachtsmärkten darf nicht schon Monate zuvor ein übereiltes Aus drohen!
Das hätte weitreichende Folgen:
Der Berufsstand der Schausteller ist durch die Untersagung von Märkten und Volksfesten seit Dezember 2019 zum Stillstand verdammt und damit ohne reguläre Einnahmen.
Die Corona-Hilfen decken nur einen Teil der laufenden Kosten.
Wird trotz stetig steigender Impfrate „höchstvorsorglich“ diesen Märkten der Garaus gemacht, wird das auch das Ende vieler unserer ca. 5.000 Familienbetriebe bedeuten.
Die Weihnachtsmärkte sind für die durch die Coronakrise und den Boom des Onlinehandels ohnehin schwer gezeichneten Innenstädte im zweiten Winter der Krise von existenzieller Bedeutung. Sie schmücken, beleuchten und beleben die zunehmend trister werdenden Innenstädte und bescheren dem stationären Einzelhandel, der Gastronomie und Hotellerie mit dieser Attraktivität viele Gäste. Zigtausende von Gewerbetreibenden sind schon pleite, Zigtausende unmittelbar davon bedroht, erst recht, wenn ihnen das Weihnachtsgeschäft wegbräche.
Dort, wo unsere ca. 3.000 Weihnachtsmärkte deutschlandweit stattfinden, sorgen circa 160 Millionen Besucher jährlich für Milliarden an Umsätzen – und Steuereinnahmen(!) – die für unseren von Corona gebeutelten Staat von immenser Bedeutung sind.
Weihnachtsmärkte sind möglich, denn feststeht:
Die Infektionsgefahren unter freiem Himmel, an frischer Luft, gehen gegen Null.
Auszugsweise einige Meinungen der Wissenschaft hierzu:
Robert-Koch-Institut: Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19 Stand: 14. Juli 2021:
„Übertragungen im Außenbereich kommen insgesamt selten vor und haben einen geringen Anteil am gesamten Transmissionsgeschehen. Bei Wahrung des Mindestabstandes ist die Übertragungswahrscheinlichkeit im Außenbereich aufgrund der Luftbewegung sehr gering.“
(RKI – Coronavirus SARS-CoV-2 – Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19
Positionspapier der Gesellschaft für Aerosolforschung zum Verständnis der Rolle von Aerosolpartikeln beim SARS-CoV-2 Infektionsgeschehen vom 7. Dezember 2020:
„Im Freien finden so gut wie keine Infektionen durch Aerosolpartikel statt.“
(POSITION PAPER | GAeF)
WELT-Interview mit Dr. Gerhard Scheuch (Ehemaliger Präsident der ISAM (International Society for Aerosols in Medicine/Gesellschaft für Aerosolforschung) am 30. März 2021: „Ansteckungen im Freien sind einfach bei dieser Pandemie kaum oder überhaupt nicht möglich.“ (Dr. Gerhard Scheuch im Interview mit WELT Nachrichtensender: „Ansteckungen im Freien … | Presseportal)
Offener Brief der Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) vom 11. April 2021:
„Die Übertragung der SARS-CoV-2 Viren findet fast ausnahmslos in Innenräumen statt.“
„Übertragungen im Freien sind äußerst selten und führen nie zu Clusterinfektionen, wie das in Innenräumen zu beobachten ist.“
(POSITION PAPER | GAeF)
Experteninterview, MDR mit Dr. Gerhard Scheuch, Gesellschaft für Aerosolforschung vom 15. April 2021:
„Eine große irische Studie hat 232.000 Menschen untersucht, nur 260 sind im Außenbereich infiziert worden, die anderen im Innenraum.“
„Die Iren schreiben: jede tausendste Infektion findet draußen statt.“
(Redakteur: Wie uns die Aerosolforscher die Freiheit zurückbringen wollen | MDR.DE)