Volksfeste in Rostock und MV ?

Volksfeste in Rostock und MV: Wann und wo Rummel wieder möglich sein könnte 
Die Hanse Sail, das Greifswalder Fischerfest, die Rügener Hafentage: Solche Großveranstaltungen ziehen Tausende Besucher an. Doch im vergangenen Jahr fielen die meisten Jahrmärkte der Corona-Pandemie zum Opfer. Wie sieht es 2021? Für Pfingsten haben die Schausteller in Rostock ein Event geplant.





Bei einer Andacht auf dem Neuen Markt spendete Pastorin Elisabeth Lange am Gründonnerstag den Schaustellern und Schaustellerinnen den Oster-Segen. Quelle: ANTJE BERNSTEIN

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RostockEs wird Zeit, dass sich endlich wieder was dreht, findet Lothar Welte. Ostern ohne eine Runde im Riesenrad? Ohne Zuckerwatte naschen? Ohne an der Losbude auf einen Glücksgriff hoffen? Für den Chef des Schaustellerverbandes Mecklenburg-Vorpommern wie für viele Rostockerinnen und Rostocker auch eigentlich unvorstellbar. Und doch müssen alle Rummelfans schon zum zweiten Mal auf das Frühjahrs-Vergnügen verzichten: Nach 2020 fällt auch 2021 der Ostermarkt in Rostock der Corona-Pandemie zum Opfer.
Eigentlich hatte das Schausteller-Volk den Saison-Start mit dem traditionellen Autoscooter-Gottesdienst auf dem Ostermarkt feiern wollen. Statt vor großem Publikum gab es am Gründonnerstag eine kurze ökumenische Andacht auf dem Neuen Markt. Gut 50 Menschen empfingen von Pastorin Elisabeth Lange den Oster-Segen. Das Wetter passend zur Stimmung der Anwesenden: Nieselregen. Kleiner Kreis statt Riesenspaß – ein Vorgeschmack auf den bevorstehenden Sommer?
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Die Glocken der Marienkirche läuteten pünktlich zur Mittagsstunde die Andacht ein, für die Schausteller ist es dagegen längst fünf nach Zwölf: Ersparnisse seien aufgebraucht, Dezemberhilfen noch nicht auf dem Konto, viele Kollegen auf Grundsicherung angewiesen und die Aufnahme neuer Kredite, um vorhandene abzulösen, kaum möglich, beschreibt Welte die Misere der Branche. „Wir sind wirklich am Ende.“
Menschen leiden unter Berufsverbot

Lothar Welte spricht während der Andacht ein besonderes Gebet der Schausteller. Quelle: Martin Börner

Schlimmer noch als die finanziellen Einbußen seien die seelischen Auswirkungen der Corona-Krise. „Die Kollegen leiden sehr unter dem Berufsausübungsverbot und der fehlenden Perspektive. Denn wir alle lieben es, den Menschen Freude zu bereiten. Dass wir nicht für unser Publikum da sein dürfen, schlägt sehr auf’s Gemüt.“ Und die Stimmung wird weiter getrübt: Gerade erst seien mit dem Burgfest in Tangermünde (Sachsen-Anhalt) und den Hafftagen in Ueckermünde (Kreis Vorpommern-Greifswald) zwei weitere „Top-Veranstaltungen“ für den Herbst abgesagt worden, bedauert Welte.
Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber: Gemeinsam mit der Großmarkt GmbH und der Stadt Rostock arbeite der Schaustellerverband an einem Konzept für Pfingsten, sagt Lothar Welte.
Schaustellerverband
Der 1990 gegründete Schaustellerverband Mecklenburg-Vorpommern mit Sitz in Rostock hat 90 Mitglieder, zählt zum Deutschen Schaustellerbund und ist Teil der Europäischen Schaustellerunion.
Dass sie auch unter Pandemie-Bedingungen einen Jahrmarkt organisieren können, haben die Schausteller im vergangenen Sommer im Rostocker Stadthafen bewiesen. Damals bauten sie ihre Buden und Fahrgeschäfte an der Warnow auf. Der Fun-Park zog viele Besucher an. Damit diese sich ohne Angst vor Infektionen amüsieren konnten, wurde die Personenzahl auf dem Gelände begrenzt, Zugang gab’s nur gegen Kontaktdaten, eine großzügige Verteilung der Attraktionen ermöglichte das Abstandhalten.
„Wir planen gerade den Warnow-Fun-Park Teil 2“ sagt Lothar Welte. Ob und wie der stattfinden kann, hänge aber von der Entwicklung der Corona-Infektionszahlen ab. Auch für Veranstaltungsorte wie Ueckermünde seien Fun-Parks im Gespräch.

Rückblick: so sah der Warnow-Fun-Park im Sommer 2020 aus. Abstände konnten in dem mobilen Freizeitpark einfach eingehalten werden. Quelle: Ove Arscholl

Auch wenn gerade mehrere Volksfest-Absagen eintrudeln: Die Saison verloren geben wollen Lothar Welte und seine Kollegen nicht. „Keiner von uns will in der sozialen Hängematte liegen. Wir sind es schließlich gewohnt, unsere Brötchen selbst zu verdienen. Und es ist unsere Berufung, anderen Freude zu schenken.“
Von Antje Bernstein



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