Chronologie einer Krise

Wohl kaum jemand hätte zu Beginn des Jah- res 2020 – als die ersten Berichte über COVID-
19-Ausbrüche im chinesischen Wuhan die Runde machten – damit gerechnet, welche tiefgreifenden Folgen das Virus in den kommenden Monaten für uns als Gesellschaft und die Weltwirtschaft mit sich brin- gen würde.


Als die Pandemie Deutschland dann im Frühjahr schlagartig erreichte, zählten die Schausteller zu den ersten Branchen, die von den Einschränkungen betrof- fen waren: Parallel zum Beginn des ersten „Lockdowns“ Mitte März 2020 wurde auch der Sommergewinn in Eisenach abgesagt. Das Fest wurde damit das erste in einer Reihe fast aller weiteren der rund 10.000 Volksfes- te, die normalerweise jährlich stattfinden, das Corona zum Opfer fiel.


Als der Bundestag Ende März ein historisches milliar- denschweres Hilfspaket, das Corona-Soforthilfepro- gramm, für Unternehmer beschloss, hat der DSB der Politik unverzüglich die besonderen Gegebenheiten der Schaustellerbranche als Saisongewerbe aufgezeigt und Erleichterungen für die Branche erwirken können.


Setzte sich der Ausnahmezustand als neue Normali- tät im April im Alltag der Deutschen langsam durch, trafen die Restriktionen die Schaustellerbranche wei- terhin hart: Am 15. April, dem „schwarzen Mittwoch“, wurden sämtliche Großveranstaltungen bis zum 31. August abgesagt – und den Schaustellern damit ihre Arbeitsgrundlage entzogen. Bereits am 21. April folgte mit der Absage des Oktoberfestes ein weiterer herber Schlag für den Berufsstand.


Der DSB bot daraufhin Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der die traditionellen Volksfeste mit Partys gleichsetzte und in Aussicht stellte, dass sie als letz- tes wieder Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens werden würden, weil sie„verzichtbar“ seien, in einem bundesweit und medial stark beachteten offenen Brief die Stirn und verdeutlichte die Bedeutung des Kul- turgutes Volksfest. Minister Spahn lud das Präsidium binnen weniger Tage zu einer Telefonkonferenz ein, in der es erneut kämpferisch die Situation der Schau- steller darlegen konnte.


Als Ende April weitere Lockerungen unter Auflagen in Kraft traten und z.B. Gottesdienste wieder stattfin- den und Spielplätze, Zoos und Museen wieder öffnen durften, wurden die Schausteller weiter übergangen. Lediglich ein kleiner Teil der Branche hatte die Ge- legenheit, auf ihren eigenen Gewerbehöfen, vor Bau- und Supermärkten oder auf öffentlichen Flächen ihre Geschäfte aufzubauen und wenigstens ein paar Euro in dieser dramatischen Lage zu verdienen.


Als der Bundestag Anfang Juni 2020 ein weiteres his- torisches Konjunkturpaket auflegte, reagierte der DSB umgehend und übte erneut an den für die Schau- stellerbranche untragbaren Punkten Kritik. Mit Erfolg: So wurde beispielsweise der Stichtagsregelung für die Messung der Mitarbeiterzahl, die mit der Wahl des 29. Februar 2020 vollkommen an der Realität der Schausteller und anderer saisonal bestimmter Bran- chen vorbeigeht, eine Alternative für Saisonbetriebe hinzugefügt.




Bereits im Frühjahr erarbeiteten das Präsidium und die Bundesfachberater ein Hygieneschutzkonzept, mit dem Volksfeste und Weihnachtsmärkte auch in Zeiten von Corona sicher durchgeführt werden kön- nen. Im Sommer konnten die Schausteller dies auf den ersten „Temporären Freizeitparks“ in mehreren deutschen Städten erfolgreich unter Beweis stellen. Das Hygienekonzept wurde im Spätsommer mit einer Machbarkeitsstudie, die vom Deutschen Schausteller- bund e.V. zur Durchführung der Weihnachtsmärkte in Auftrag gegeben wurde, ergänzt.

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